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37. Copa del Rey: August Schram und sein "Stella maris"-Team bestehen Feuertaufe

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August Schram mit "Stella Maris" (im Vordergrund) inmitten der Segelelite (Fotoquelle und
Copyright: regatacopadelrey.com /RCN Palma


Die Copa del Rey ist alljährich eine der wichtigsten Hochseeregatten überhaupt.
Alljährlich trifft sich die internationale Segelelite Anfang August zum "Cup des Köngis" vor Mallorca.
Von Ben Ainslie bis Jochen Schümann kämpft das "Who is who" der Segelszene in den unterschiedlichen Big-Boat Klassen.
Mittendrin diesmal auch ein Team aus Österreich. August Schram (UYC Wolfgangsee) hat mit neuem Boot, einer modernen Clubswan 50 und neuer Onedesign-Bootsklasse, einem jungen neuen, vorwiegend österreichischen Team, die erste große Feuertaufe mit Bravour bestanden.
In der "Königsklasse" mit Gegnern wie den olympiaerprobten spanischen König Felipe oder Segellegende Jochen Schümann erreichte August Schram in der "owner-driven-boatclass" unter 10 Top-Teams bei seinem ersten Antreten den respektablen tollen 7. Platz.

Details und wie es dazu kam, berichtet August Schram im nachfolgenden Bericht:

Nun ist es getan. Mit der 37ten Copa del Rey in Palma de Mallorca ist die erste Regatta mit der ersten österreichischen Crew auf einer ClubSwan 50 geschlagen. Und um es gleich vorweg zu sagen; wir sind überglücklich.

Als im vergangenen September bei der Melges 20 WM in Newport/RI Nico Delle-Karth Udo Moser und ich zusammen saßen und uns Bilder des One Design Renners im (sehr leichten) Cruiser/Racer-Kleid angesehen haben, war es nur ein verrücktes Gedankenspiel, damit einmal Regatten im Mittelmeer zu segeln. Aber irgendwie haben wir nicht aufgehört, darüber zu sprechen und ehe ich mich versah, saßen wir im finnisch-winterdunkeln Jakobstad in der Nautor Werft vor einem unterschriebenen Vertrag für die Baunummer 21 und sind mitten in einem tollen Abenteurer gelandet.

Der Zeitplan für den Start der Kampagne war - vorsichtig ausgedrückt - sehr ambitioniert angelegt:
Auslieferung und Übernahme des neuen Schiffs Mitte Juni, Ausrüsten mit Regatta- und Trainingssegeln, laufendem Gut, Elektronik, und gefühlt tausend anderen Dingen bis Anfang Juli, dann erste Trainings mit einer komplett neuen Crew, dazwischen Überstellung von Barcelona nach Palma, Kontrollabwage (ein Tag Warten auf den Kran), Segelvermessung, etc. bis ende Juli. Und Schließlich am 29. Juli der Startschuss zum Practice Race zur Copa del Rey.

Fast jeder Tag davor bestand aus dem Abarbeiten einer ellenlangen Jobliste am Vormittag durch die gesamte Crew, nachmittags Training mit der aufkommenden Seabreeze und Nachbesprechungen bis in die Nacht hinein. Ohne Alex, unseren Koch, der uns tolles Essen und dadurch willkommene Pausen gebracht hat, wären wir verloren gewesen.
 
Wie groß die Anspannung und Aufregung am ersten Regattatag war, wurde mir erst nach dem Zieleinlauf klar; eine Riesenerleichterung machte sich plötzlich auf dem Schiff breit. Obwohl jeder Handgriff und jeder Schritt neu war, obwohl wir erst gut hundert Wenden und Halsen gefahren sind und der Spi vielleicht erst zwanzig Mal gesetzt und geborgen worden war, obwohl Navigator Martin Maier noch jede freie Sekunde nutzen musste, um an den Einstellungen der Instrumente zu feilen, wir noch keine Erfahrungswerte für die Segel hatten und ich zum ersten mal überhaupt ein Steuerrad anstelle einer Pinne in der Hand hatte, obwohl noch nicht einmal klar war, wer wann in welcher Sprache kommunizieren soll (der Kroate Pavle Kostov am Großsegel ist unser einziges nicht deutschsprachiges Crewmitglied); trotz all dieser Unwägbarkeiten konnten wir mithalten, fanden uns mitten im Feld der eingespielten Mannschaften um uns.

Tatsächlich sind wir an den folgenden Tagen in keiner Wettfahrt letzter geworden und haben mit dritten, vierten und fünften Rängen ein klares Statement zu unseren Ambitionen abgegeben. Und das in einer Bootsklasse, in der das Feld die durch striktes One Design Reglement und geballter Ansammlung von Talent unglaublich dicht beisammen liegt. Am Start sind die Schiffe machmal nur Armlängen auseinander, im Ziel liegen zwischen erstem und letzen Platz selten mehr als zwei Minuten.
 
Eine besondere Freude ist mir dabei, das zusammenwachsen einer tollen Crew sehen zu können. Unter der Anleitung von Armin Raderbauer am Bug ist in wenigen Tagen aus einer Gruppe von ambitionierten Jollen-, Bundesliga und Melges 24-Seglern eine organische Einheit geworden, die in Windeseile Segel wechseln, riesige Spinnaker packen und mit den beeindruckenden Lasten eines übertakelten 50 Fußers umgehen kann. Hannah Ziegler, Johannes Zopf, Christoph Tittes, Martin Neidhardt und der in so vielen Dingen talentierte Gebhard Wallinger helfen sich gegenseitig, sind Lernende und Lehrende zugleich und können auch nach einer Stunde hängend über der Reling noch lachen und fröhlich sein.
Teammanager Udo Moser schafft es auf bewundernswerte Weise die Massen an organisatorischem Aufwand mit dem ersten Schritt auf das Schiff aus dem Kopf zu werfen und sich ganz auf seine Aufgabe als Weltklasse-Trimmer zu konzentrieren.
Der Wally-Erprobte ex 49er Crack Pavle Kostov am Groß und der mit allen Adriawassern gewaschene Paul Srienz an den Backstagen kommunizieren, dass es eine Freude ist. Und mit jeder gesegelten Stunde schaut ein Hauch mehr Geschwindigkeit im Schiff heraus.
Der Detailverliebte Navigator und Bordarzt mit eigenem Lazarett unter dem Steuerstand Martin Maier bringt die Erfahrung von tausenden Regattameilen ein und scheint im zähen Verhandeln mit den Elektronik- und Sicherheisausrüstern ebenso zuhause zu sein, wie im exakten Ansagen Anliegelinien und Fahrzeiten.

Und dann ist da noch Taktiker Nico Delle-Karth. Manchmal frage ich mich, ob der Horizont dieses Mannes irgendwo ein Ende hat. Tief verbunden mit der Natur und ausgerüstet mit einem breiten philosophisch anmutendem Fundament aus Wissen und Erfahrung führt er Stella Maris und seine Crew durch die Trainings, wie durch die Wettfahrten. Dazu trägt fast jedes veränderbare Teil auf dem Schiff direkt oder indirekt seine Handschrift. Er vermittelt Spleissen, Kleben und Pflegen genauso wie Techniken und innere Einstellungen im Wettkampf. Dazu kommt ein waches Auge und eine Kombination aus Ruhe und Dynamik, wie sie wohl nur in 18 Jahren an der seglerischen Weltspitze entstehen.
 
Noch viele Andere helfen mit, damit unser Segeln erfolgreich ist, Boat Captain Julian von einem befreundeten Gegner, Wetterexpertin Elena, Profisegler und Lieferant für geflügelte Worte Nikolay und, und, und.

Ich fühle, dass hier gerade etwas ganz besonders entsteht und bin stolz, ein Teil davon zu sein. Das Besondere sehe ich in der Jugend des Teams, dem besonderen Charme und der Leichtigkeit, mit der auch schwere Aufgaben bewältigt werden, im offenen Umgang miteinander, in der großen Neugierde jedes einzelnen Teammitglieds und schließlich im Bewusstsein, dass es im Segeln wie im Leben nichts zu erreichen gibt, aber immer etwas zu tun. So schaffen wir den Raum für ständige Verbesserung im Kleinen wie im Großen. Für mich ist Stella Maris AUT 5021 eines der schönsten Projekte, die ich je angegangen bin. Und dabei sind wir erst am Anfang...

Ergebnisliste:
http://www.regatacopadelrey.com/resultados2018/resultados2018.php?ln=uk&claseinput=12


 

Zusätzliche Informationen